Innovation dank kreativer Spannung – Hindernisse & Indikatoren Kooperationskultur

Wie Ungewissheit und Konflikte zu Innovation und Kreativität führen

„Wir haben keine Konflikte bei uns“, sagte ein Programm-Manger zu mir. Auf den ersten Blick scheint dies ein guter Arbeitsort zu sein. Wer will Negativität oder Konflikte an seinen Arbeitsplatz?

Auf den zweiten Blick: Es kommt darauf an.

Konflikte sind ein natürliches Ereignis in der Zusammenarbeit in jedem Arbeitsplatz oder Team, wo Spannungen enstehen werden (müssen), wenn verschiedene Ideen oder Perspektiven aufeinander treffen. Ein schlecht gemanagter Konflikt führt leicht zu negativen Ergebnissen.

Unternehmen, die Spannungen in ihren Teams fördern und positiv bewältigen, haben den Wettbewerbsvorteil. In meiner Begleitung von Arbeitsteams und in der Konfliktforschung ist die positive Bewältigung von Konflikten die Essenz von leistungsstarken Teams – ohne Konflikte keine Innovation.

Was ist kreative Spannung? 

Peter Senge prägte den Begriff «kreative Spannung» in seinem Buch «The Fifth Discipline» von 1990: Er beschreibt damit die Kunst und Praxis der Lernenden Organisation, um die Lücke zwischen dem, wo sich eine Gruppe befindet und wohin sie gehen will – zwischen Vision und Realität oder gewünschten Ergebnissen.

Für mich als Team-Coach und Mediator in Veränderungsprojekten ist die kreative Spannungszone der Raum, in dem die besten Ideen entstehen, wo sich das Team richtig kennen lernt und die beste Arbeit leistet. Erst, wenn ein Team diesen Moment erlebt hat, kann Neues entstehen. 

Hindernisse für kreative Spannung

1. Die Angst vor dem Scheitern

Damit geht man keine Risiken ein, was für kreatives Denken nötig ist. Der Zusammenhang zwischen Scheitern und Innovation hat sich durchgesetzt, wie Unternehmen wie Google, Amazon und Coca-Cola zeigen, deren Unternehmenspolitik Fehler belohnt und das Fehlen von Innovationen begrüßt. Das alte Sprichwort von Thomas Edison – „Ich habe nicht versagt. Ich habe gerade 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren“ – wird aktuell.

Indikatoren:

  • Starker Leistungsdruck
  • Ungesundes Wettbewerbsklima
  • Mangelndes Vertrauen in die Arbeitsplatzsicherheit oder die Unternehmensbindung

2. Mangelnde Sicherheit

Wer nicht sich selbst sein darf, kann nicht kreativ sein. Amy Edmondson hat es in ihrem Artikel „Psychologische Sicherheit und Lernverhalten in Arbeitsgruppen“ als „psychologische Sicherheit“ zusammengefasst. Das Gefühl des Vertrauens, dass das Team einem nicht in Verlegenheit bringt, ablehnt oder bestraft, weil man sich zu Wort gemeldet hat. Die kreative Spannungszone hängt von der Fähigkeit einer Person ab, sich offen und frei auszudrücken. Sicherheit ist wichtiger denn je, da immer mehr konventionelle Grenzen aufbrechen und Organisationen immer vielfältiger werden.

Indikatoren:

  • Fehlende Teamregeln für ein respektvolles Gespräch
  • Manager oder Vorgesetzte, welche Vertrauen brechen
  • Keine Antidiskriminierungs-/Integrationspolitik des Unternehmens zur Unterstützung eines vielfältigen Arbeitsplatzes.

3. Gruppendenken

Einigkeit und Konsens haben ihren Platz, aber wenn alle im Team immer zustimmen, wie können kreative Ideen, positive Veränderungen oder Innovationen stattfinden? Was das betrifft, warum sollte man überhaupt ein Team haben?

Indikatoren:

  • Unternehmen stellt Ja-Sager ein
  • Unheimlich ruhige Treffen
  • Führungskräfte interessieren sich nicht für unterschiedliche Meinungen oder Feedback

4. Meinungsführer

Damit ein Team innovativ zusammenarbeiten kann, müssen alle (ausnahmslos) in das Gespräch einbezogen werden. Wenn das Gespräch nicht richtig geführt wird, um die Gesamtheit der Teamfähigkeit und Kreativität zu nutzen, kommt es dazu, dass ein paar Leute eine begrenzte Kreativshow leiten.

Indikatoren

  • Der Vorgesetzte / Chef hat eine starke Tendenz seine Meinung zu Beginn zu melden.
  • Stille Menschen werden nicht ermutigt, sich zu äußern.
  • Das Team wählt selbst aus, wer „qualifiziert“ ist, Input zu geben
     

5. Vertrauenserosion

Vertrauen beeinflusst alle anderen Attribute. Die Präsenz von Vertrauen schafft eine Kultur der Furchtlosigkeit, Sicherheit, des unabhängigen Denkens und des Selbstvertrauens. Der Zusammenhang zwischen hohem Vertrauen in Teams und hoher Leistung ist gut belegt, und viele Praxisbeispiele haben gezeigt, dass die kreative Spannungszone mit Vertrauen innerhalb eines Teams beginnt und endet. Ebenso sehe ich in Mediationen / Konfliktcoaching, dass bei einer Erosion des Vertrauens destruktive Konflikte entstehen. Vertrauen ist eine Fähigkeit, die man nutzen kann.

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