Die digitale Transformation ist ein gesellschaftlicher Veränderungsprozess, der neue Haltungen, Werte und Normen hervorbringt. Sie beinhaltet die Umwandlung von analogen Prozessen und Systemen in digitale, wobei die technologische Innovation nur ein Bestandteil ist. Im folgenden werden verschiedene Aspekte der digitalen Transformation beleuchtet.
Ursprung in der Konnektivität
Konnektivität: In der digitalen Transformation geht es um einen Veränderungsprozess unserer Welt stärker hin zu Netzwerken. Dies markiert einen Paradigmenwechsel, weg von geschlossenen Systemen mit klaren Rollen und top-down-Steuerung hin zu offenen und durchlässigen Netzwerken.
- Netzwerke: In Netzwerken gibt es keine festen Rollen und Funktionen, sondern eine lose Verbindung zwischen verschiedenen Akteuren. Dies kann beispielsweise in Communities beobachtet werden.
- Systeme: Im Gegensatz dazu sind Systeme hierarchisch organisiert, mit klaren Rollen und Funktionen, wie in einem Krankenhaus, wo Ärzte, Pflegekräfte und Patienten definierte Aufgaben haben.
- Unterschied zwischen Netzwerk und System: Netzwerke sind soziotechnisch, d.h., sie vereinen sowohl menschliche als auch technische Elemente, während sie keine klaren Grenzen haben und nicht hierarchisch organisiert sind. Ordnung in Netzwerken entsteht emergent, was eine neue Form der Führung erfordert.
- Neue Organisationsformen: Beispiele für neue Organisationsformen, die aus der digitalen Transformation hervorgehen, sind die Soziokratie und Beispiele wie ambulante Spitex-Netzwerke in Holland.
- Selbstorganisation: Die heutige Komplexität und Heterogenität kann kaum mehr mit top-down Systemen zeitnah bewältigt werden. Veränderungsfähigkeit und Diversität werden zu den Erfolgsfaktoren gehören.
- Kontextsteuerung und eigene Werte und Normen: In Netzwerken ist Kontextsteuerung wichtiger als die Reduktion von Komplexität. Neue Werte und Normen, wie offene Kommunikation und Partizipation, werden zum Maßstab für den Umgang miteinander.
Neue Werte und Normen
Aus den Veränderungen entstehen andere Werte und Normen. Die Erfüllung dieser Werte werden Massstab für die Bewertung der Kommunikation, der Produkten oder Handlungen von Unternehmen. Geforderte Werte sind z.B.:
- Offene Kommunikation: Offene Kommunikation fördert eine Kultur des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Sie ermöglicht es Teammitgliedern, Ideen auszutauschen, Probleme zu diskutieren und Lösungen gemeinsam zu erarbeiten. Sie ist ein entscheidender Faktor für effektive Teamarbeit und Innovation.
- Transparenz: Transparenz bedeutet, Informationen offen und ehrlich zu teilen. Es ermöglicht allen im Unternehmen, die Grundlagen von Entscheidungen zu verstehen und sich aktiv einzubringen. Transparenz erhöht die Glaubwürdigkeit und fördert die Eigenverantwortung der Mitarbeiter.
- Partizipation: Partizipation beinhaltet das aktive Mitwirken aller Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen. Sie fördert nicht nur das Gefühl des „Wir-Gehör-Dazu“, sondern nutzt auch das gesamte Potenzial des Unternehmens, innovative Lösungen zu finden.
- Empathie: Empathie ermöglicht es uns, die Bedürfnisse und Emotionen unserer Teammitglieder und Kunden zu verstehen. Es fördert eine Kultur des Respekts und der Anerkennung und ermöglicht es uns, unsere Produkte und Dienstleistungen besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden abzustimmen.
- Authentizität: Authentizität bedeutet, ehrlich, echt und vertrauenswürdig zu sein. Ein authentisches Unternehmen ist konsistent in seinen Werten, Handlungen und Kommunikationen, was das Vertrauen der Mitarbeiter und Kunden stärkt.
- Heterogenität und Variabilität: Heterogenität und Variabilität fördern Innovation und Kreativität. Unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe ermöglichen es, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und neue Lösungsansätze zu finden. Sie fördern auch eine inklusive Unternehmenskultur, die Vielfalt und Unterschiedlichkeit wertschätzt.
Technologie: Treiber der digitalen Transformation
Technologie ist ein starker Treiber dieses Wandels, da sie die Vernetzung auch möglich macht. Gleichzeitig ist Technologie nur ein Mittel zum Zweck. Reine Digitalisierung bringt an sich noch keinen Mehrwert.
Handlungsfelder für Unternehmen: die digitale Transformation erfolgreich meistern
Insgesamt ist die digitale Transformation ein umfassender Prozess, der weit über technologische Veränderungen hinausgeht. Sie erfordert eine Anpassung in den Bereichen Kultur, Organisation, Führung und Technologie. Unternehmen, die diese Handlungsfelder strategisch gestalten, sind besser gerüstet, um den Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation zu begegnen.
Um die digitale Transformation erfolgreich zu durchlaufen, müssen Unternehmen verschiedene Handlungsfelder berücksichtigen und gestalten. Hier sind einige Strategien für die digitale Transformation, die es zu beachten gilt:
1. Digital Mindset
Es ist entscheidend, ein digitales Mindset in der gesamten Organisation zu fördern. Dies bedeutet, die Bereitschaft zur kontinuierlichen Anpassung und zum Lernen im digitalen Umfeld zu entwickeln.
2. Kultur & Organisation
Die digitale Transformation beginnt oft mit der Kultur und der Organisation. Eine offene, anpassungsfähige Kultur, die Veränderungen begrüsst, ist von entscheidender Bedeutung. Dies erfordert möglicherweise eine Umstrukturierung der bestehenden Organisation.
3. Wertediskussion und Gemeinsame Vision
Eine offene Wertediskussion und die Schaffung einer gemeinsamen Vision sind zentral, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter die gleichen Ziele und Werte verfolgen, die mit der digitalen Transformation in Einklang stehen.
4. Organisation und Führung überdenken
Die Organisation und die Art der Führung müssen überdacht werden, um den Anforderungen der digitalen Transformation gerecht zu werden. Dies kann die Entwicklung neuer Führungskompetenzen erfordern.
5. Fokus auf Zukunftskompetenzen
Zukunftskompetenzen, die auf die Anforderungen der digitalen Welt ausgerichtet sind, sollten gefördert und entwickelt werden. Dies beinhaltet die Fähigkeit zur Anpassung, zum kritischen Denken und zur Innovation.
6. Datenbasierte Dienstleistungen
Die Umstellung auf datenbasierte, analytische Dienstleistungen ist ein wichtiger Schritt in der digitalen Transformation. Alle Digitalisierungsvorhaben sind mit Blick auf die Daten zu gestalten. Es sind die Daten, die die Algorithmen und Modelle speisen, die die zukünftigen Betriebsstrukturen, die Produkte und Dienstleistungen und die nächste Welle der neuen digitalen Arbeit bestimmen werden.
7. Digitale Infrastruktur und Technologien
Die Schaffung einer robusten digitalen Infrastruktur und der gezielte Einsatz neuer Technologien sind entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben und innovative Lösungen zu entwickeln.
8. Zukunft der Arbeit und Skills
Angesichts des technologischen Wandels ist es wichtig, die zukünftigen Anforderungen an die Arbeitswelt und die benötigten Kompetenzen zu berücksichtigen. Dies beinhaltet die Anpassung von Jobs an die Möglichkeiten und Herausforderungen der künstlichen Intelligenz (AI).
Es sind die Mitarbeitenden, die weiterhin innovativ sind, sich einfühlen und für die Kunden Innovation und Service bieten.
9. Transparenz und Konnektivität
Die Schaffung von Transparenz, sowohl intern als auch extern, ist ein Wert von Netzwerken und eine Forderung der digitalen Transformation. Die Organisation sollte sich sowohl nach innen als auch nach außen hin vernetzen und Innovationen fördern.
10. Neue Organisationsformen
Unterschiedliche Organisationsformen, wie Netzwerkorganisation, Soziokratie, Adhocracy und Selbstorganisation, sollten in Betracht gezogen werden, um den Anforderungen der digitalen Transformation gerecht zu werden.
Die Digitale Transformation als Haltung – Eine Umdeutung des Verständnisses
In den Köpfen vieler entscheidender Führungskräfte und Berater dominiert nach wie vor das vorherrschende Missverständnis, dass die digitale Transformation ein klar definierbares Projekt mit einem genauen Anfang und Ende darstellt. Nach abschließender Implementierung soll das Unternehmen dann als „digital transformiert“ gelten können. Doch diese Denkweise entspricht nicht den Realitäten unserer dynamischen, digitalen Welt.
Die Fehlüberlegung der Projekt-Sichtweise
Die Vorstellung, man könne die digitale Transformation anhand von festen Vorgaben und Projektplänen erfolgreich abschließen, ist irreführend. Sie wird oftmals durch Berater und Success-Stories verstärkt, die Erfolg versprechende Maßnahmen wie das SAFe-Framework oder agile Praktiken vorschlagen. Doch so verführerisch diese einfach zu verfolgenden Rezepte auch klingen mögen, sie vernachlässigen eine entscheidende Sache: Die Besonderheiten und individuellen Ausgangspunkte jedes einzelnen Unternehmens.
Die wahre Natur der digitalen Transformation
Digitale Transformation ist keine einmalige Veränderung, die mit einem abgeschlossenen Projekt ein Ende findet. Sie ist vielmehr eine kontinuierliche und grundlegende Änderung der Haltung des Unternehmens gegenüber technologischen Innovationen und neuen Geschäftsmodellen. Es geht darum, eine Mentalität zu fördern, die mehr Flexibilität und Geschwindigkeit ermöglicht, die Verantwortung an die richtigen Stellen verteilt und damit eine effiziente Entscheidungsfindung fördert.
Die digitale Transformation ist ein Weg in Richtung ständiger Veränderung und Weiterentwicklung. Es ist ein Prozess, der im ständigen Fluss ist, immer darauf ausgerichtet, sich den sich rapide ändernden Marktbedingungen anzupassen.
Eine individuelle Reise
Wichtig ist zu verstehen, dass jedes Unternehmen andere Voraussetzungen mitbringt. Ein bereits selbst organisiertes Unternehmen hat andere Bedürfnisse und Herausforderungen als ein Unternehmen, das noch stark hierarchisch strukturiert ist. Die Maßnahmen, die notwendig sind, um in Richtung Digitalisierung zu gehen, müssen daher sorgfältig auf den jeweiligen Kontext abgestimmt werden.
Die digitale Transformation gibt die Richtung vor, aber jedes Unternehmen muss für sich selbst entscheiden, welcher Schritt im Moment der passendste ist, um in diese Richtung zu gehen. Sie ist keine Box, die man abhaken kann, nachdem bestimmte Erfolgsrezepte umgesetzt wurden, sondern eine kontinuierliche Anstrengung zur Verbesserung und Anpassung.
Haltung statt Projektziel
Die Herausforderungen der digitalen Transformation sollten durch eine Änderung der Haltung und nicht als ein einmaliges Projekt bearbeitet werden. Sie fordert eine dynamische, anpassungsfähige und kontinuierliche Veränderung, die auf den jeweiligen Kontext jedes einzelnen Unternehmens angepasst ist. Es ist eine Reise, die nie wirklich endet, sondern uns kontinuierlich dazu anspornt, unsere Prozesse, Strukturen und Denkweisen weiterzuentwickeln, um in der schnelllebigen digitalen Welt bestehen zu können. Nur so können Unternehmen sicherstellen, dass sie einerseits den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind und andererseits die Chancen ergreifen, die sich durch die Digitalisierung eröffnen.
FAQ Digitale Transformation
Welche Rolle spielt Technologie in der digitalen Transformation??
Antwort: Technologie ist ein wichtiger Treiber der digitalen Transformation, da sie die Vernetzung und die Digitalisierung von Prozessen ermöglicht. Aber sie ist nur ein Mittel zum Zweck. Reine Digitalisierung bringt für sich genommen noch keinen Mehrwert. Es geht darum, wie Technologie genutzt wird, um Prozesse zu verbessern und neue Werte zu schaffen.
Welche Handlungsfelder müssen Unternehmen beachten, um die digitale Transformation erfolgreich zu meistern?
Antwort: Unternehmen müssen verschiedene Handlungsfelder berücksichtigen, darunter die Förderung eines digitalen Mindsets, Kultur- und Organisationsveränderungen, Diskussionen über Werte und Visionen, Überdenken von Organisation und Führung, Fokus auf Zukunftskompetenzen, Entwicklung datenbasierter Dienstleistungen und die Schaffung einer robusten digitalen Infrastruktur. Zudem müssen sie das Potenzial neuer Organisationsformen erkennen und ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, neue Fähigkeiten zu erlernen und sich weiterzuentwickeln.
Was sind die neuen Werte und Normen, die aus der digitalen Transformation entstehen?
Antwort: Neue Werte und Normen, die aus der digitalen Transformation entstehen, sind unter anderem offene Kommunikation, Transparenz, Partizipation, Empathie, Authentizität, sowie Heterogenität und Variabilität. Diese Werte und Normen fördern sowohl Innovation als auch eine inklusive Unternehmenskultur.