Der Einzelne weiß nur das, was er bereits glaubt. Meinungsführer müssen erkennen, dass das Gremium mehr Wissen besitzt als sie selbst. Daher ist es unverzichtbar, Widerspruch zuzulassen.
In einem Meinungsstreit verfügt ein Gremium über mehr Wissen als eine Einzelperson – eine grundlegende Erkenntnis der Sozialepistemologie. Der Grund dafür liegt darin, dass dieses Wissen nicht einfach die Summe des individuellen Wissens ist. Es kann nicht durch eine Aufzählung dessen, was die Einzelnen wissen, verstanden werden. Nur als Gruppe kann das Gremium wissen, inwieweit die Mitglieder untereinander übereinstimmen oder nicht. Der Einzelne kann dies nicht wissen, da er es nur in der Gruppe erfahren kann. Unter folgenden Bedingungen hat das Gremium klar einen Vorteil gegenüber dem Einzelnen:
- Das Gremium beschränkt sich nicht auf Abstimmungen. Es ist sinnlos, nur Zustimmung oder Ablehnung abzufragen, ohne die Gründe für die Positionen auszutauschen. Dieses besondere, nicht-summative Gruppenwissen kann so nicht entstehen. Es entsteht erst durch Diskussionen.
- Meinungsführer sind sich bewusst, dass die Gruppe mehr Wissen besitzt als sie selbst.
- Das Gremium kennt seine Entscheidungskriterien und setzt sie aktiv ein. Es weiß, wie es mit Meinungsverschiedenheiten umgeht.
Und schließlich und vor allem: Widerspruch ist ausdrücklich erwünscht, Zweifel bis hin zum Veto sind erlaubt.
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