Code of Conduct: scharf statt stumpf. Repression allerdings verprellt die Integren, Engagierten und Korrekten.
Verhaltenskodex: Scharf statt stumpf. Repression verprellt jedoch die integren, engagierten und korrekten Personen.
Eingeschworene Gemeinschaften folgen dem, was als „der Kodex“ bekannt ist. Es sind Regeln, die darüber entscheiden, ob jemand dazugehört oder ausgeschlossen wird. Der Kodex ist scharf. Er bildet den Schlüssel zur Einbeziehung oder Ausgrenzung und ist ein deutliches Erkennungs- und Statuszeichen. Jeder wird anhand des Kodex auf seine Eignung geprüft und möchte durch ihn erkannt und anerkannt werden.
Über diesen Mechanismus schafft der Kodex einen Zusammenhalt, der von Außenstehenden zwangsläufig unterschätzt wird. Denken Sie an Geheimbünde oder kriminelle Organisationen. Genau wie sie zusammenhalten, halten sie sich strikt an ihren Kodex – ohne Ausnahme und sogar bis zum Tod.
Inwiefern sind sich Compliance-Manager dieser verbindenden Kraft bewusst? Mit dem Verhaltenskodex haben sie ein mächtiges Instrument zur Hand. Leider wird es durch einen Denkfehler stumpf gemacht. Es bleibt ein Papiertiger und leere Worte. Drohungen werden verbissen ausgesprochen, Verletzungen des Kodex zu sanktionieren, keine Ausnahmen zu dulden und Entschuldigungen abzulehnen. Wen betrifft das? Nicht das Management, das lediglich ein Vorbild sein soll. Stattdessen betrifft es den einzelnen Mitarbeiter – mit dem Unterton: „Wir wissen, dass du widerspenstig und unkontrollierbar bist, das hat jetzt ein Ende.“
Damit wird bereits der schlimmste Fehler begangen. Jeder Verhaltenskodex wird dadurch unwirksam, verliert seine Schärfe und Verbindlichkeit – im Gegensatz dazu, wie eingeschworene Gemeinschaften ehrfürchtig ihren Kodex hochhalten. Der Fehler besteht darin, dem Einzelnen den Kodex aufgrund von Verdacht aufzuerlegen. Doch wer, der nach Integrität strebt, lässt sich gerne verdächtigen und vorbeugend reglementieren? Repression verprellt die integren, engagierten und korrekten Personen.
Auf diese Weise mindert der Verhaltenskodex den intrinsischen Druck zur Integrität – das genaue Gegenteil von dem, was er bewirken soll. Statt die Gemeinschaft zu stärken, erzeugt er Zyniker: „Ich höre, was ihr sagt, und ich weiß, was ihr meint.“
Daher ist es unerlässlich, im Kodex ausdrücklich zu betonen:
- Der Einzelne wird als integer angesehen und strebt Integrität nach bestem Wissen und Gewissen von sich aus an.
- Der Einzelne möchte die Unternehmenswerte verwirklichen und ist in diesem Sinne „verpflichtet“.
- Integrität sollte nicht vom Einzelnen „bewiesen“, sondern vom gesamten Unternehmen und seiner Kultur ermöglicht, erleichtert und gefördert werden.
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