Die negativen Auswirkungen um manipulative Algorithmen von Facebook, Instagram und vielen weiteren Internet-Plattformen zeigt jedem mündigen Bürger, dass hier Änderung nötig ist. Die Diskussion fordert verstärkt ethischen oder „guten“ Code und mehr regulatorische Vorgaben, dass dies auch wirklich erreicht wird.
Wie erkennt man guten Code?
Die Frage dreht sich zuerst darum, was überhaupt guter Code ist und wie er erkannt werden kann. Prinzipiell lässt sich sagen, dass nur Experten wirklich erkennen können, worauf der Code des Systems abzielt. Das Problem dabei ist, dass die meisten Unternehmen den Code ihrer Plattform natürlich nicht öffentlich verfügbar machen und der Code so komplex ist, dass es auch sehr komplex ist, wirklich zu erkennen, was die Absicht hinter der programmierten Algorithmen ist. Der direkte Weg über die Codeanalyse ist nicht praktikabel und, wie später gezeigt, wird auch nicht zielführend. Also braucht man einen anderen Weg, der es auch IT-Laien möglich macht, zu erkennen, ob ein Code „gut“ oder „böse“ ist.
Wie wird bezahlt?
Der zentrale Ansatzpunkt zur Beurteilung, welche Werte ein Code implementiert, ist zu analysieren, wer dafür bezahlt. Grundsätzlich gibt es bei Online-Dienstleistungen für die Nutzenden heute zwei Bezahlmethoden:
- Bezahle mit Geld:
Der Nutzer bezahlt mit Geld für die Nutzung des Service oder der Dienstleistung, meist als monatlich wiederkehrende Belastung. - Bezahle mit Daten:
Der Nutzer erhält den Service oder die Dienstleistung im Gegenzug zur Preisgabe von persönlichen Daten, welche direkt beim Service gesammelt werden, aber auch teilweise verdeckt bei anderen Tätigkeiten.
Aktuell ist bei den in der Kritik stehenden Services das Bezahlen mit Daten dominierend. Auch hier gilt die Aussage: „Wer bezahlt – befiehlt“, bzw. darauf wird der Code bzw. Algorithmus optimiert. Um zu sehen, wer hier befiehlt, lohnt sich ein Blick auf die Finanzzahlen der Unternehmen. Facebook macht etwa gemäss Börsenbericht ca. 112 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr, 99 % davon wird über Werbeeinnahmen generiert. Das heisst, hier wird der Code so optimiert, dass möglichst viel Werbeeinnahmen generiert werden können. Der Nutzer muss also möglichst lange auf der Plattform bleiben, man muss möglichst viel über ihn wissen, damit man ihn möglichst gut manipulieren kann, das Produkt zu kaufen, das am meisten Kommission einbringt. Dieser Zusammenhang zeigt auch, dass es zu kurz greift, nur vorschreiben zu wollen, wie ethisch der Code sein soll. Es braucht eine Änderung der Bezahlmethode
Bezahle mit Geld – Voraussetzung für ethischen Code
Nehmen wir an, Facebook würde statt sich über Werbeeinnahmen zu finanzieren, ein Abo-Modell für die Nutzer der Plattform einführen. Die 112 Milliarden Dollar Umsatz müssten also über die Nutzer finanziert werden. Ebenfalls gemäss Börsenbericht von Facebook benutzen 1.8 Milliarden Personen Facebook täglich mindestens einmal (weitere Menschen benutzen Facebook weniger oft – die lassen wir mal weg). Pro „Heavy-User“ würde die Nutzung von Facebook somit $ 5.- pro Monat kosten. Würde man weitere Nutzergruppen einbeziehen, könne man den Betrag noch breiter verteilen und wohl auf ca. $ 2.- pro Monat setzen. Sobald Facebook den Nutzer als Finanzierer hat, besteht massiver Anreiz, die Plattform und den Algorithmus für den Nutzer zu optimieren und nicht für Werbetreibende. Damit wäre die wichtigste Grundlage hin zu einem „ethischen“ Code gelegt, ohne die wird ethischer Code nie entstehen. Als IT-Laie hat man damit schon einen wichtigen Indikator für „guten“ Code, ohne dass eine Code-Analyse nötig wäre.
Kriterien für besseren Code
Sobald die grundlegende Voraussetzung für guten Code vorhanden ist, können jetzt auch vertiefende Kriterien angewendet werden, um zu sehen, wie „gut“ der Code wirklich ist. Dazu mehr im kommenden Post.
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