Was die Überwachung von E-Mails riskiert, ist zumindest das, was sie bewirkt. Ihre Auswirkungen betreffen nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch die Kooperationsbereitschaft.
„Du kannst auf mich zählen!“ Nehmen wir an, dass ich diese Haltung im Unternehmen aufrichtig einnehmen möchte. Um ihr gerecht zu werden, bin ich jedoch auf mein Umfeld angewiesen. Es muss vertrauensvoll sein. Vertrauensvoll bedeutet, dass mir im Team, in der Abteilung, in der Geschäftsleitung „ungesteuert“ begegnet werden kann und ich ihnen ebenfalls. „Ungesteuert“ ist hier wörtlich gemeint: Jeder weiß, dass er die Freiheit hat, nach eigenem Ermessen sein Bestes zu geben. Im vertrauensvollen Umgang wird bewiesen, was für den gemeinsamen Erfolg wichtig ist. Wenn dieser vertrauensvolle Umgang möglich und real ist, durchziehen eiserne Drähte der Kooperation das Unternehmen – zwischen den Menschen.
Die Chemie lehrt uns: Eisen rostet. Auch die eisernen Drähte der Kooperation sind anfällig für Korrosion. Diese setzt ein, sobald der unkontrollierte Spielraum des Einzelnen nicht mehr gewährt wird. In genau diesem Sinne wirkt sich die Überwachung von E-Mails aus. Plötzlich wird meine Maxime „Du kannst auf mich zählen!“ brüchig.
Die Wirkung ist die Umkehrung meines aufrichtigen Kooperationswillens, ein intuitiver Gegenstoß. Nun kann ich den anderen im Unternehmen nicht mehr unkontrolliert begegnen. Kurz gesagt: Meine Erwartung wird enttäuscht. Wenn ich das Vertrauen der anderen erwarte, dass ich nach eigenem Ermessen mein Bestes gebe, belehren mich die Überwachungs- und Nutzungsregeln eines Besseren. Man misstraut mir. Deshalb muss ich überwacht werden. Mit dieser Enttäuschung im Bauch werde ich einfach nicht mehr dieselbe Kooperationsbereitschaft aufbringen.
Warum nicht? Ich fühle mich entehrt. Wenn die anderen mir glauben, mir vertrauen und sich auf mich verlassen, dann darf ich stolz sein, dass ich als fähig und geeignet angesehen werde. Wenn ich jedoch als untauglich eingeschätzt werde, weil ich überwacht werden muss, dann muss ich sagen – ob ich es zugebe oder nicht: „Du könntest auf mich zählen, aber du tust es nicht.“
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