Strategien sind nie blind

Wertemanagement wie sich der Mangel an Transparenz auf den Arbeitsplatz auswirkt

Kolumne von Prof. Dr. Bernd Schildger aus Rubicon „Wo sind Strategien blind“ (3/2015)

Die „blinde“ Strategie entspringt, analog dem „gerechten“ Markt, der zunehmenden Ansammlung von Anthropomorphismen in der Wirtschaftswelt. Diese erscheinen aber — bei genauerer
Betrachtung — des modernen Menschen unwürdig. Wie, bitte, kann eine wesensleere nomenklatorische Hülse wie „Strategie“ mit der menschlichen Eigenschaft des Sehens, einer naturwissenschaftlich nexakt beschreibbaren, physiologischen Eigenschaft des Lebens, beseelt sein? Gar nicht!

Nicht Strategien sind blind, sie können es, basierend auf der oben formulierten Prämisse nicht sein. Menschen, welche Strategien entwickeln, können aber sehr wohl blind sein. Strategien
werden in diversen Aufträgen von Menschen mit individuellen „Rucksäcken“ der persönlichen Eigenschaften und Erfahrungen und in unterschiedlichen Konstellationen entwickelt. Genauso unterschiedlich,
wie diese Zusammensetzungen sind, sind die Umfänglichkeiten der von ihnen entwickelten Strategien.

Die Frage der „Blindheit“ betrifft also offensichtlich vielmehr den- oder diejenigen, die eben jene Gruppe zusammenstellen, die eine Strategie zu entwickeln haben. Ist es gelungen, alle relevanten,
denkbaren gesellschaftlichen Entwicklungen durch die unterschiedlichen Persönlichkeiten meines Strategieteams abzudecken?
Gelang es, Persönlichkeiten einzubinden, die in der Lage sind, wichtige kritische Fragen zu stellen? Und ist das Klima so, daß diese eben jene bedeutsamen Fragen auch stellen werden? Habe ich hinreichend kreative Geister versammelt, die „undenkbare“ Optionen denken? Ist die Antizipation gesellschaftlicher Entwicklungen, ohne die strenge Fixierung auf die bislang vielleicht eng
begrenzte eigene Marktnische, genügend vertreten? Auf den ersten Blick mögen diese Fragen wenig zielgerichtet
und sehr philosophisch erscheinen. Aber wissen Sie noch, was die Marken Braun und Ericson hergestellt haben? An der technischen Qualität und dem innovativen Design hat ihr Untergang sicher nicht gelegen. Und wenn Sie aktuell die Entwicklung von McDonalds betrachten, so wird offensichtlich, daß nicht die Qualität des Hamburgerbratens das Problem des Konzerns ist. Erfolgreiche Strategien entwickeln, heißt „sehen“. Und zu sehen sind nur Menschen imstande.

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