Paradise Island und das Risiko der Integrität

Gestern Panama Papers, heute Paradise Island Papers und morgen ein Paper zu einer anderen offshore Insel. Meist legale Steuertricks von Firmen oder Privatpersonen kommen ans Licht der Öffentlichkeit und erzeugen eine hohe Aufmerksamkeit und Empörung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Von betroffener Seite verteidigt man sich damit, dass man «im Einklang mit den Gesetzen gehandelt» habe. Also alles legal – warum die Empörung? Und warum wird die Rechtfertigung nicht akzeptiert?

Dass Lewis Hamilton für seinen Privat-Jet keine Mehrwertsteuern zahlte, weil er ihn über ein spezialisiertes Büro auf einer Offshore Insel registrieren liess (an seinem Wohn- und Arbeitsort in Europa hätte er dafür € 4.5 Mio am MWST bezahlen müssen), kann juristisch legal sein. Und gleichzeitig wird dies von der gesellschaftlichen Wahrnehmung als nicht legitim empfunden. Es wird z.B. als unfair empfunden, dass «Reiche» viel Geld sparen können, während die «normalen» Bürger ihre MWST einfach zahlen müssen.

Argumentieren, dass die eigenen Schlaumeiereien legal waren, hilft also nicht. Es geht hier um zwei verschiedene Ebenen und dabei gilt: Legal ist nicht legitim.

Bundesrat Schneider-Ammann versuchte zwar, als seine Firma wegen Offshore Konstrukten in die Kritik geriet, die Legitimität der Handlungen zu rechtfertigen. In einem Interview mit dem Blick (12.9.2014) sagte er: «Es ist nicht nur in Ordnung: Firmen müssen Steuern optimieren. Sie müssen Reserven schaffen. Weil sie im weltweiten Wettbewerb stehen. Wir wollen Vollbeschäftigung. Schweizer Firmen müssen sich mit allen erlaubten Mitteln gegen die weltweite Konkurrenz verteidigen, um zu überleben». Ein paar Jahre früher, wäre diese Argumentation eventuell noch als legitim akzeptiert worden. Im Jahr 2014, kam die gesellschaftliche Wahrnehmung allerdings zu einem gegenteiligen Schluss. Die gesellschaftliche Werthaltung was legitim ist, verändert sich im Zeitverlauf, es gibt einen Wertewandel.

Es ist somit für Unternehmen relevant, nicht nur die legale Seite ihrer Handlungen zu betrachten, sondern ebenfalls die Auswirkungen dieser Handlungen bezüglich ihrer Legitimität. Andernsfalls kann sich eine Lücke dazwischen öffnen. Man handelt nicht konform zu den kommunizierten Werten und damit leidet die Integrität des Unterhemens. Ein Unternehmen muss also die gesellschaftlich Werthaltung und insbesondere deren Veränderungen auf dem Radar haben. Das ist anspruchsvoll, aber es gibt auch ein einfaches Tool dazu (ASER).

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