Na und?

Ein Finger, der eine Tafel berührt.

Wäscheliste oder Verschwörungsplan: e-Mail berwachung ist eine semantische Fehlerquelle, welche sich im Unternehmen verheerend auswirken kann.

Wer eine E-Mail liest, die nicht von ihm selbst verfasst wurde, riskiert Missverständnisse – den Inhalt anders zu interpretieren als beabsichtigt. Wer eine E-Mail liest, die nicht für ihn bestimmt ist, erhöht das Missverständnisrisiko, da er ohne das Wissen und die Zustimmung des Autors mitliest.

Na und? Ein unschuldiger Raucher in der WC-Kabine eines amerikanischen Linienflugzeugs entging nur knapp Guantanamo, nachdem er eine Zigarette angezündet hatte. Die Bedeutung seines Rauchens wurde kolossal missverstanden und negativ ausgelegt. Das Risiko für solche fatalen Missverständnisse besteht grundsätzlich. Für unsere alltäglich nachlässig verfassten E-Mails, sei es in schlechtem Englisch oder im üblichen Stammeldeutsch, gilt dies umso mehr. Die beabsichtigte Bedeutung wird nicht mit den übermittelten Sätzen übertragen. Die Botschaft entsteht beim Leser. Im Überwachungsfall: Die Botschaft entsteht beim Überwacher.

Na und? Stellen wir uns einen CEO vor, der misstrauisch ist, weil er bereits viel Widerstand, Aggressivität und schamlosen Egoismus erlebt hat. Wie wird er mit einem Verdachtsfall umgehen, der ihm im Rahmen interner Kontrollen gemeldet wird? Ein Verdachtsfall, der einen neu im Unternehmen tätigen Managing Director betrifft, der einem langjährigen Mitarbeiter für eine Schlüsselposition vorgezogen werden soll? Stellen wir uns vor, dass der CEO den Managing Director nicht direkt zur Rede stellen möchte. Die verdächtige E-Mail ist mehrdeutig und kann daher als belanglos erklärt werden. Zudem handelt es sich um eine private E-Mail, die dem rechtlichen Datenschutz unterliegt.

Na und? Für mich geht es hier nur um eins: Die Überwachung von E-Mails ist eine semantische Fehlerquelle, die Menschen zerstören kann. Ich denke dabei an den berühmten Physiker Robert Oppenheimer, der verdächtigt wurde, für den sowjetischen Feind zu arbeiten. Oppenheimer wurde einer Hexenjagd ausgesetzt, bei der Worte und Sätze aus dem Zusammenhang gerissen wurden und willkürlich gegen ihn ausgelegt wurden. Oder ich denke an den unvergesslichen Roman „Das Foucaultsche Pendel“ von Umberto Eco, in dem eine Wäscheliste zum „Großen Plan“ einer Verschwörung umgedeutet wurde.

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