Korruption im Unternehmen – eine Frage der Zeit?

Das Bild zeigt einen roten Pfeil in der Mitte und zwei weiße Pfeile auf jeder Seite, die verschiedene Wege oder Entscheidungen symbolisieren.

Gemäß dem Polybios-Gesetz besitzt jede Organisation einen korruptionsfreien Idealzustand, der jedoch instabil ist und zum Verfall neigt. Wachstum findet in der Organisation statt, jedoch nicht im moralischen Rahmen. Daher ist Korruption in jedem Unternehmen letztendlich nur eine Frage der Zeit.

Korruption im eigenen Unternehmen? In einem Gespräch mit einem Kunden wurde mir vermittelt, dass der letzte Korruptionsfall nicht nur Jahrzehnte zurückliegt, sondern die gesamte Branche angeblich nichts mit Korruption zu tun hat. Korruption mag anderswo ein Risiko darstellen, jedoch sei dies in unserem Unternehmen undenkbar. Aus diesem Grund gibt es angeblich nichts zu befürchten, und es wird sich auch in Zukunft kaum etwas ändern.

Seit über 2000 Jahren gelangte man jedoch zu einer anderen Einschätzung auf realistischer Grundlage. Bereits 200 v. Chr. entdeckte der römische Historiker Polybios den zyklischen Charakter der Korruption. Diese Erkenntnis wurde von namhaften Politikwissenschaftlern wie Cicero bis Macchiavelli aufgegriffen und wird bis heute als “systemische Korruption” bezeichnet – besser bekannt als “Polybios-Gesetz”. Dieses besagt, dass Korruption ein unüberwindbares, wiederkehrendes und natürliches Phänomen ist, das überall dort auftritt, wo Wertekomplexität zunimmt.

Was bedeutet das? Gemäß dem Polybios-Gesetz besitzt jede Organisation einen korruptionsfreien Idealzustand, der jedoch instabil ist und zum Verfall neigt. Während die Organisation wächst, bleibt ihr moralischer Rahmen unverändert. Andere Werte wie Erfolgsorientierung und Geschwindigkeit verdrängen den ursprünglichen Maßstab – nicht absichtlich oder bewusst, sondern eher zufällig.

Daher ist Korruption im Unternehmen letztendlich nur eine Frage der Zeit. Wir alle kennen das aus eigener Erfahrung. Je länger Entscheidungsträger in der Organisation bleiben, umso mehr Seniorität, Vernetzung und Erfolgserwartungen aufgebaut werden, desto mehr geraten Selbstbeschränkungen aus dem Blickfeld, und desto größer wird die Versuchung zu Machtmissbrauch in unterschiedlicher Form.

Darüber hinaus zeigt uns das Polybios-Gesetz, was zu tun ist: die regelmäßige Wiederherstellung des korruptionsfreien Idealzustands. Dies erfolgt im Unternehmen leider nicht von selbst. Es erfordert eine schonungslose Analyse der angesammelten ethischen Risiken sowie eine radikale Erneuerung des moralischen Rahmens des Unternehmens, die aktiv herbeigeführt werden muss.

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