Führungsgremien neigen zur Lähmung? viel schlimmer noch als ein Machtvakuum. In diesem Zustand hilft es wenig, sich „zusammenzureissen“.
Symptome
Das Krankheitsbild des gelähmten Gremiums tritt häufiger auf, als man aufgrund der lateinischen Bezeichnung (grex debilis) vermuten dürfte. Jedenfalls sind die Symptome sehr ernst zu nehmen. Insbesondere bei Führungsgremien kann sich eine Lähmung weit schlimmer auswirken als ein Machtvakuum. Wenn ein solches entsteht, können untergeordnete Führungskräfte mutig ausstehende Entscheidungen fällen. Bei einer Lähmung dagegen wird unten besser nichts entschieden. Denn es verursachte heftige Gegenwehr von oben. Zum Krankheitsbild gehören allergische Reaktionen auf Veränderungen.
Eine Zeit lang können die Geschäfte weitergeführt werden? bis Entscheidungen nicht mehr länger aufschiebbar sind. Die Frustration der Mitarbeiter steigt. Das gelähmte Gremium selber ist ratlos, wie es dazu gekommen ist. Sogar sich zusammenzureissen, hilft im Zustand der Lähmung nicht weiter. Vielmehr verschlimmerte es die Situation nur, bis zur totalen Paralyse.
Diagnose
Jeder Mensch wählt für sich jeweils die für ihn bestmögliche Handlungsweise aus. Das heißt, für die Mitglieder des Gremiums scheint es die beste Handlungsweise zu sein, in der Lähmung zu verharren. Das hat tiefliegende Gründe. Vielleicht haben sich über längere Zeit kleinere Konflikte aufgestaut, die gerade auf der persönlichen Ebene nicht zufriedenstellend gelöst wurden. Vielleicht haben sich persönliche Kampffelder ergeben, so dass der eine dem anderen gelegentlich etwas zurückzahlt, was er meint eingesteckt zu haben. Das Verständnis über die zirkuläre Interaktion schwindet. Es etablieren sich lineare Zwänge. Weil Du…, habe ich. Ungesehen, unverstanden, bis zum Teufelskreis sich steigernder Zwänge. Falls das soziale System in diesem Sinne statt Verantwortung Schuldzuweisungen fördert, wird die Lähmung verstärkt. Jeder Einzelne des Gremiums kommt zur Einsicht, dass er selbst nichts mehr verändern könne. Alle sind im Zustand der Blockade gefangen.
Therapie
Verbreitete Behandlungsmethode der Grex debilis: bestehende Machtverhältnisse aufbrechen. Sprich: schuldig Gesprochene werden entlassen oder in eine nicht betroffene Position verschoben. Kurzfristig wird bei den Verschonten eine gewisse Erleichterung spürbar. Vielleicht werden einige Sachprobleme gelöst. Was allerdings ungelöst bleibt, ist das Konfliktverhalten der Führungskräfte mit allen darin verstrickten Problemen. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis man wieder am gleichen Lähmungspunkt anlangt wie vor der Intervention
Zentral ist es daher, den Führungskräften möglichst ihre Selbstwirksamkeit zurückzugeben. Dies kann mittels Micro-Changes oder der Kopfstandmethode angestoßen werden. Jedenfalls sind die mit der Zeit gewucherten Kampffelder alle aufzuräumen. Das System ist auf ungewollte, aber hinderliche Funktionsweisen zu untersuchen, welche die Verantwortungsübernahme erschweren. Sinnvollerweise erarbeitet dies der Gremiumsleiter mit einem externen Conflict-Transformation Coach gemeinsam. Somit wird dem Gremium ermöglicht, auch Konflikte mit dem Leiter anzusprechen. Aus diesen Klärungen sind fortlaufend Erkenntnisse zu sichern, wie die Konfliktfähigkeit der Betroffenen in Zukunft gestärkt wird.
Prognose
Einem solchen Prozess sollte man etwas Zeit lassen. Denn meist hat sich eine Grex debilis über Jahre gefestigt. Die Behandlung kann einige Wochen dauern. Jedenfalls ist es wichtig zu wissen: Sie ist heilbar, und bei sorgsamer Behandlung wird das Gremium gegen einen Rückfall resistenter
Wer ein Führungsgremium leitet, tut gut daran, periodisch seine Leute auf Grex debilis zu untersuchen und gegebenenfalls auch präventiv eine Desensibilisierung vorzunehmen. Am besten von Anfang an mit Unterstützung eines externen Conflict-Transformation Coaches.
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