Forscher der Universität Stanford in Kalifornien haben in einer neuen Studie aufgezeigt, dass fast alle Menschen behaupten, ihre Privatsphäre sei ihnen wichtig und sie wollten sie schützen und dass die gleichen Personen beim Einrichten von Online Konten fast immer die einfachste Option zum Datenschutz wählen, welche am wenigsten Schutz versprach. Für ein Stück Pizza verrieten die meisten der Teilnehmer der Studie auch gleich noch die E-Mail Adressen von drei Freunden.
Dieses „Privatsphärenparadox“ hat wohl dazu geführt, dass einige Online-Firmen überhaupt ganz gross werden konnten und es macht nachdenklich, wie sich dieses Thema weiterentwickeln wird. Die überall postulierte Heiligkeit des Datenschutzes wird schnell ausgehöhlt durch die konkreten Handlungen. Ebenfalls in der oben genannten Studie konnten die Teilnehmer eine Verschlüsselung ihrer Daten einstellen. Die wenigen Teilnehmer, welche die Verschlüsselung gewählt hatten, brachen sie ab, sobald sie merkten, dass der Vorgang 1-2 Minuten dauern würde.
Weitere Beispiele dieses Paradoxes gibt es zu Hauf: Demokratie preisen und nicht abstimmen, sich für Umweltschutz einsetzen und übers Wochenende nach New York zum Weihnachtsshopping…
Gewisse Parallelen zur Gesundheit kommen einem in den Sinn. Trotz Kenntnis über die Schädlichkeit des Rauchens wird nicht damit aufgehört. Man schätzt die eigene Gesundheit erst, wenn sie weg ist.
Der Abbau der Privatsphäre verläuft schleichend und solange der einzelne von vermeintlichen Vorteilen profitieren kann, ist er bereit diesen Abbau hinzunehmen. Eine Gesellschaftsform ohne Bewahrung der Privatsphäre ist nicht erstrebenswert, sondern endet meist in sozialer Paranoia und Zwangskonformismus.
Wie könnte man jetzt also ein Verhalten erwirken, welches die Privatsphäre stärker schützt. Sollte man analog des Gesundheitswesens stärkere Vorgaben? Vielleicht und gleichzeitig haben solche Massnahmen meist wenig Wirkung und wirken bevormundend. Wer entscheidet, was für uns gut ist? Denkt man an die starke Lobby-Vertretung der Internetkonzerne ist man nicht so sicher, in welche Richtung die Vorgaben gehen könnten.
Es braucht Transparenz und die Möglichkeit rasch und einfach entscheiden zu können, ohne grossen Mehraufwand. Also keine seitenlange, verklausulierte AGBs und umständliche Einstellungsmöglichkeiten. Es muss auf einen Blick klar sein, auf was man sich einlässt.
Ein Input aus der Lebensmittelerzeugung kann evtl. helfen. Dort helfen Labels dem Konsumenten rasch zu entscheiden, welches Lebensmittel so erzeugt wurde, wie er es als richtig empfindet.
Warum nicht ein Label für Internetservices mit einer „guten Privatsphäreneinstellung“?
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