Die EY-Studie über Vertrauen, Betrug und Korruption

Leitfaden zur Förderung vorbildlicher Verfahren.

Die Botschaft lautet, es sei völlig normal zu betrügen. Ist Integrität etwas für die Dummen, die Verlierer, die Memmen? Unsere Antwort: Das Problem ist hausgemacht.

Eine EY-Studie hat 4.100 Manager aus 41 Ländern befragt, ob sie ihre eigene Führungsebene mit falschen Informationen versorgen, Externe täuschen oder das Fehlverhalten anderer ignorieren würden, wenn es ihrem eigenen Vorteil dient. 23 Prozent antworteten mit „Warum nicht?“. Es zeigten sich regionale Unterschiede: Während nur vier Prozent der dänischen Manager sich von solchem Verhalten distanzierten, waren es mehr als 30 Prozent der Manager aus Russland und der Ukraine.

Das Ergebnis der Studie legt nahe, die Kontrollsysteme auszubauen. Dies wirkt zynisch – als ob Täuschung, Bestechung und Ignoranz mit einem Achselzucken akzeptiert werden könnten. Inwiefern? Die Botschaft lautet, dass Betrug völlig normal sei. Sind Manager überzeugte Sozialdarwinisten? Diese glauben, dass es der Menschheit dient, wenn jeder Einzelne um jeden Preis gewinnen möchte. Das erklärt auch, warum Manager aus Russland und der Ukraine Täuschung, Korruption und Regelbruch eher gutheißen als dänische Manager. Diese arbeiten in von Darwinismus geprägten Geschäftskulturen, wo Integrität als etwas für Dumme, Verlierer oder Memmen angesehen wird. Doch nicht nur dort.

Allerdings scheint die Studie diese kulturelle Dimension völlig zu übersehen. Dies liegt daran, dass sie den Einzelnen und seine eigenen Überzeugungen in den Mittelpunkt rückt – als wäre dies alles nur ein Problem des charakterschwachen Durchschnittsmanagers. Reinhardt Sprenger hat bereits darauf hingewiesen, dass mit einer solchen Denkhaltung ein Denkfehler begangen wird: die Individualisierung struktureller Missstände.

Das sogenannte „Nichteinhalten ethischer Standards“ sind Verhaltensweisen, die nicht der Einzelne allein zuhause ausheckt. Es handelt sich um gemeinschaftliche Praktiken, die im Unternehmen vorhanden sind und über das berufliche Schicksal des Einzelnen entscheiden. Letzteres bedeutet, dass diese Praktiken vorgeben, unter welchen Umständen er überhaupt erfolgreich sein kann. Das bedeutet für den Einzelnen: Wenn er nicht täuscht, werden andere ihn übertrumpfen.

Aus dieser Überlegung können wir drei Schlussfolgerungen ziehen:

Erstens: Das Problem entsteht intern und ist hausgemacht. Es ist vor allem das soziale System im Unternehmen, das den Einzelnen beeinflusst.

Zweitens: Das Problem erfordert eine kulturelle Gestaltung. Ob es um falsche Buchungen, Bestechung oder anderweitigen Betrug im Unternehmen geht, hängt vor allem von der Unternehmenskultur ab – den Erwartungen, Vorbildern, den üblichen Praktiken, dem zwischenmenschlichen Austausch und dem internen Wettbewerbsdruck.

Drittens: Das Unternehmen muss sicherstellen, dass der Einzelne auch ohne Täuschung oder Korruption erfolgreich sein kann. Kontrollsysteme gehen oft vom Gegenteil aus.

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